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Störfälle der Woche: KW15-1997

7.4.97 AKW Saint Lucie 1/2: Marihuana-Pfeife in der Toilette

Ein zu einer Marihuana-Pfeife umgebaute Bierdose wurde in einer transportablen Toilette gefunden, die aus dem Kontrollbereich des AKW kam. Die Toilette war vor dem Transport in den Kontrollbereich kontrolliert und als leer befunden worden. Die Untersuchung des Vorfalles dauert noch an.
Quellen: Störfallmeldung der NRC
970408dr.txt Event Nummer 32093
Preliminary Notice der NRC 29720pn.txt

7.4.97 AKW Dresden 2/3: Alkoholtest positiv

Nachdem dem Strahlenschutzverantwortlichen des AKW bei einem Vorarbeiter eine 'Fahne' aufgefallen war, wurde bei diesem eine Alkoholbestimmung durchgeführt. Der Zugang zum Kontrollbereich wurde entzogen.
Quelle: Störfallmeldung der NRC
970408dr.txt Event Nummer 32094

7.4.97 Hewlett Packard: Radioaktive Quelle verschwunden

Bei Hewlett Packard in Wilmington (Delaware) ist aus dem Safe eine 15 mCi starke Strahlenquelle mit Nickel-63 verschwunden. Sie diente als Detektor für gaschromatographische Bestimmungen. Die Quelle war erst am 15.3. des Jahres von Hersteller Amersham geliefert worden. Die Suche geht weiter.
Quelle: Störfallmeldung der NRC
970408dr.txt Event Nummer 32095

7.4.97 AKW Hope Creek 1: Relaisversagen durch falsche Materialauswahl

Eine größere Anzahl von Relais der Firma Struther-Dunn in Sicherheitssystemen des Reaktors sind aufgrund falscher Materialauswahl ausgefallen. Der Ausfall wird durch Erwärmung einer magnetisierten Vinylschicht in der Nähe der Erregerspule ausgelöst und erfolgt sowohl in offener und geschlossener Stellung der Kontakte bzw. kann auch Kurzschlüsse verursachen. Als Gegenmaßnahme werden die betreffenden Schalteinheiten jetzt regelmäßig von einer Wache auf 'Klingeln' (buzzing) abgehört, da lt. Betreiber und Relaishersteller vor Auftreten von Schäden jeweils ein Klingeln das baldige Versagen ankündigt.
Quelle: Störfallmeldung der NRC
970408dr.txt Event Nummer 32100

7.4.97 NRC: Sicherheitsbedenken wegen Zerkleinerung der Betreiberfirmen und Konkurrenz

Die Chefin der Atom-Aufsichtsbehörde NRC, Shirley Ann Jackson, hat in einer Rede vor der Fuel Cycle Conference in Atlanta (Georgia) Sicherheitsbedenken wegen der verschärften Konkurrenz auf dem Markt für Stromerzeuger geltend gemacht. Die verschärfte Konkurrenz habe zur Folge, daß notwendige Sicherheitsverbesserungen und -nachrüstungen nicht oder verspätet durchgeführt würden und wegen der instabileren Stromnetzstabilität zunehmend Ausfälle der Fremdversorgung zu befürchten seien. Ausfälle der Fremdversorgung bei Anlagenstillstand führten dazu, daß der Rückgriff auf die Notstromdiesel erforderlich werde, deren Ausfallrate und Verfügbarkeit schon jetzt einen erheblichen Beitrag zum Gesamtrisiko der Anlagen darstelle.
Quelle: Rede No. S-97-09 "Nuclear Energy and Economic Competition: The NRC Perspective" by Dr. Shirley Ann Jackson, Chairman U.S. Nuclear Regulatory Commission, Keynote Address to the Nuclear Energy Institute FUEL CYCLE '97 CONFERENCE, Atlanta, Georgia, April 7, 1997,
s-97-09.txt

8.4.97 AKW Fermi 2: Verstoß gegen Einzelfehlerkriterium

Im Reaktor Fermi 2 (Michigan) wurde ein Verstoß gegen das Einzelfehlerkriterium aufgedeckt: Der Verschluß beider Zuführungen für die Kühlsysteme der Notkühleinrichtungen durch das Containment erfolgen durch die gleiche Stromversorgung. Bei einem einzigen Fehler (Ausfall dieser Stromversorgung) ist nicht mehr gewährleistet, daß das Containment im Notkühlfall geschlossen werden kann, es entsteht ein Verlust an Kühlmittel durch ein nicht mehr verschließbares Leck nach außerhalb des Containments. Einzelfehler dieser Art wie der Ausfall einer Stromversorgung dürfen nicht zu solchen Konsequenzen führen.
Quelle: Störfallmeldung der NRC
970409dr.txt Event Nummer 31878

8.4.97 AKW Hatch 1: Noch mehr Alkohol ...

Bei einer Blutprobe mit Zufallsauswahl wurde bei einem Vertragsarbeiter Alkohol festgestellt. Die Zulassung zum Zugang zum Kontrollbereich wurde entzogen.
Quelle: Störfallmeldung der NRC
970409dr.txt Event Nummer 32103

9.4.97 Radioaktive Quelle vom Lastwagen gefallen und wiedergefunden

Ein Dichtemeßgerät mit 8 mCi Cs-137 und 40 mCi Am-241/Be fiel von einem LKWder Firma Universal Engineering in Cocoa (Florida). Es wurde später neben der Straße wiedergefunden.
Quellen: Störfallmeldung der NRC
970410dr.txt Event Nummer 32112

10.4.97 Arkansas Nuclear 1: 50.000 $ Geldbuße verhängt

Gegen Entergy Operations Inc. als Betreiber des AKW wurden 50.000 $ Bußgeld für Verstöße gegen Brandschutzvorschriften verhängt. Aufgrund von Versämnissen hatte sich ausgelaufenes Öl entzündet. Der Betreiber hat jetzt entweder 30 Tage Zeit, die Buße zu bezahlen oder gegen den Bußgeldbescheid schriftlich Widerspruch einzulegen.
Quelle: Presseerklärung der Nuclear Regulatory Commission, Region IV,
4-97-26.txt. Siehe auch KW13

10.4.97 Gestohlene radioaktive Quelle in Kamera wiedergefunden

Eine vor einigen Tagen in Montana gestohlene radiografische Kamera, die mit großem Aufwand gesucht wurde, ist aufgrund eines anonymen Hinweises an einer Straßenkreuzung unbeschädigt wiedergefunden worden. Ein Spezial-Suchflugzeug des Militärs für die Ortung von radioaktiven Hot Spots konnte bei der Suche wegen widriger Wetterverhältnisse nicht eingesetzt werden. Aus der Tatsache, daß der anonyme Anrufer die ausgesetzte Belohnung für das Auffinden der Quelle nicht beansprucht hat, wird geschlossen, daß es sich um den Dieb handelte.
Quelle: Presseerklärung der Nuclear Regulatory Commission, Region IV,
4-97-27.txt, Preliminary Notice der NRC, Region IV, 49719apn.txt, Siehe auch KW14

11.4.97 Amerikanische Umweltorganisationen plädieren für reaktornahe Lagerung abgebrannter Brennelemente

Derzeit wird im amerikanischen Senat eine Gesetzesvorlage diskutiert, die die Errichtung eines zentralen Zwischenlagers für abgebrannte Brennelemente im Bundesland Nevada vorsieht. Die amerikanische Energie- und Umweltorganisation Critical Mass Energy Projekt (CMEP) hat nun vorgerechnet, daß die Lagerung abgebrannter Brennelemente an den Standorten der Reaktoren nicht nur eine Vielzahl von Transporten abgebrannter Brennelemente über sehr große Distanzen durch eine Vielzahl von Staaten erspart, sondern auch wesentlich billiger ist als die zentralisierte Variante. Mehrere große Umweltorganisationen (neben CMEP auch der Antinuklearverband NIRS) bekämpfen die Gesetzesvorlage seit langem und bezeichnen sie als 'Mobile Chernobyl Act'.
Das Zwischenlager soll am Standort des als Endlager vorgesehenen Yucca Mountain in Nevada errichtet werden. Der Standort befindet sich derzeit in der Untersuchung auf seine Eignung. Von Umweltorganisationen und vom Staat Nevada wird bezweifelt, daß der Standort für die Endlagerung geeignet ist, weil er nördlich von Las Vegas in der Nähe relativ junger Vulkane und der San-Andreas-Spalte liegt. Man befürchtet, daß nach der Feststellung der Nichteignung in einigen Jahren dennoch das Zwischenlager dort bestehen bleiben würde und ein großer Zwang dafür geschaffen wird, daß der Standort trotz geologischer Nachteile als Endlager ausgebaut werden wird.
CMEP ist eine Organisation, die vom Verbraucherschützer-Anwalt Ralph Nader gegründet wurde und deren Büro in Washington sich seit Jahrzehnten aktiv mit Energie- und Nuklearproblemen befaßt.
Quellen: Presseerklärung von CMEP 'S.104 and New Analysis of Costs' am 11.4.97 über die Internet-Liste 'cmep-list'
Presseerklärung von Michael Mariotte/NIRS 'S 104 ON SENATE FLOOR NOW!' über 'nirsnet'

(Kommentar: Die Diskussion in USA weist sehr viele Ähnlichkeiten mit der Situation in Deutschland auf: Der Standort des zentralen Zwischenlagers (Gorleben) liegt neben dem vorgesehenen Endlager (Salzstock Gorleben); die Auswahl des Endlagerstandortes erfolgte vorwiegend aufgrund politischer Erwägungen und in Unkenntnis der geologischen Details; die Eignung des Endlagergesteins ist überaus zweifelhaft und wird erst in vielen Jahren entschieden; ein Transport der Lagerbehälter in ein zentrales Endlager macht dann auch keinen Sinn und ist überflüssig. Auch in Deutschland wird über eine Lagerung bei den Reaktoren nachgedacht.)

11.4.97 AKW Nine Mile Point 1/2: Strafe von 200.000 $ vorgeschlagen

Wegen einer Reihe von Verstößen gegen Anforderungen soll nach dem Vorschlag der Aufsichtsbehörde NRC der Betreiber des AKW, die Niagara Mohawk Power Corporation, zu einer Strafe von 200.000 $ verurteilt werden. Die Verstöße im Einzelnen u.a.:
- Versagen bei der Regelung des Wasserstandes im Reaktor, wodurch Kühlwasser in die Hauptdampfleitungen geriet,
- Unterlassene Reinigung eines Vorratsbehälters, wobei die Verschmutzung zu einer Einschränkung sicherheitstechnisch wichtiger Funktionen geführt hätte,
- Fehlerhafte Berechnung bei der Prüfung von motorangetriebenen Ventilen,
- Unangemessene Bewertung und Gegenmaßnahmen für die Bereitstellung des Kernkühlsystems.
Quelle: Presseerklärung der Nuclear Regulatory Commission, Region I,
197-38.txt