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Störfälle der Woche: KW24-1997

6.6.97 WAA Sellafield: Technetium-Kontamination in der Irischen See

Auf einen alarmierenden Anstieg der Technetium-99 Kontamination in der Irischen See weist Greenpeace International hin. Greenpeace zitiert Meßwerte von Krebsen mit Spitzenwerten von 36.000 Bq/kg, die bei der Umweltüberwachung durch BNFL gefunden worden seien. Dies ist das 30-fache des EG-Grenzwertes für Lebensmittel. Gegenüber den entsprechenden Messungen von Anfang 1996 ergab sich ein Anstieg auf das Doppelte, gegenüber 1993 sogar auf das 92-fache. Die als Verursacherin nominierte Wiederaufarbeitsanlage Sellafield, in der auch deutsche Brennelemente aufgearbeitet werden, entläßt mehr als neun Millionen Liter Abwasser täglich in die Irische See. Spuren der Kontamination sind bis in der Nordsee, im Baltikum, in der Barentsee und in Gröland nachweisbar. Greenpeace fordert die britische Regierung zu einer Überprüfung der Umweltpolitik in diesem Bereich auf.
Auch die Wiederaufarbeitungsanlage La Hague in Frankreich, ebenfalls mit großem Anteil an deutschen Kunden, ist mit jährlich 230 Millionen Litern Abwasser an der Kontamination der Gewässer beteiligt. Dort werden ebenfalls Algen, Fische und Krebse mit erhöhten radioaktiven Kontaminationen festgestellt. La Hague sei die größte Punktquelle für radioaktive Kontamination in der Europäischen Gemeinschaft, sagt Greenpeace.
Der Irische Staatsminister für Transport und Energie hat angekündigt, wegen der Kontamination Auskunft von der britischen Regierung zu verlangen.
Quelle: Presseerklärung von Greepeace International in Paris vom 6.6.97; Nachrichtenagentur Reuter am 6.6.97

6.6.97 Jod-131-Kapsel in Klinikabfall gefunden

Eine Kapsel mit 338 Millicurie Jod-131, die in einem Müllsack den Strahlungsalarm bei der Zufahrt zu einer Verbrennungsanlage ausgelöst hatte, ist zu der Klinik in Elizabeth (New Jersey) zurückgefahren worden und wurde dort in ein Bonbonpapier eingewickelt gefunden. Nach den Ergebnissen einer Nachuntersuchung ergab, daß ein Beschäftigter der Klinik in einer anderen Klinik die Kapsel für eine Untersuchung erhielt, diese aber nicht einnahm. Stattdessen hat er sie in den Klinikmüll geworfen, der dann den Alarm auslöste. Die andere Klinik erhielt inzwischen weitere Auflagen, mit denen sichergestellt werden soll, daß dies nicht nochmals passiert.
Quellen: Störfallmeldung der NRC
970609dr.txt Event Nummer 32440; Preliminary Notice der NRC 19734pn.txt; Preliminary Notice der NRC19734apn.txt

9.6.97 AKW Calvert Cliff: Vorladung der Aufsichtsbehörde

Die Verantwortlichen der Baltimore Gas and Electric Company (BG&E) sind zum aufsichtlichen Gespräch über Verstöße geladen. Beim Brennelementwechsel waren

Zusätzlich wird eine Tauchaktion im Lagerbecken beanstandet, wobei der Taucher in unkontrollierte Bereiche des Beckens geschickt wurde und unnötigen Strahlenbelastungen ausgesetzt war.
Die Verhandlungen sind wie immer öffentlich.
Quelle: Presseerklärung der NRC
1-97-64.txt

9.6.97 Xenon-133-Freisetzung in medizischem Labor

Durch eine undichte Apparatur sind im Versuchslabor einer Klinik in Washington DC ungefähr 200 Millicurie Xenon-133 in die Umgebungsluft freigesetzt worden. Das Xenon sollte einem Versuchstier durch einen Katheder injiziert werden. Bei drei Personen in dem betreffenden Raum wurden die Dosimeter ausgewertet und 60, 100 bzw. 800 Millirem gemessen. Da die Luftwechselzeit des betreffenden Raumes 18 Minuten beträgt (das Xe-133 wird dabei in die Umgebung emittiert), ergaben sich für diese Personen nicht noch höhere Dosen.
Quellen: Störfallmeldung der NRC
970610dr.txt Event Nummer 32451; Preliminary Notice der NRC 29720pn.txt

9.6.97 AKW Millstone: Angelieferte Relais von General Electric unbrauchbar

Vom Hersteller General Electric bei dem Betreiber abgelieferte Relais erwiesen sich bei einer Prüfung als ungeeignet. Sie sollten im sicherheitsrelevanten Teil des Reaktors verwendet werden, ihr Ausfall hätte ernste sicherheitstechnische Konsequenzen gehabt. Die Überprüfung war erfolgt, weil bei einem anderen AKW mehrfaches Versagen solcher Relais beobachtet worden war.
Quelle: Störfallmeldung der NRC
970609dr.txt Event Nummer 32442

9.6.97 AKW Indian Point: Drei Sicherheitsventile versagen beim Test

Gleich alle drei Sicherheitsventile im Druckspeicher versagten bei einem Test und öffneten erst bei sehr viel höheren Drucken deutlich oberhalb der zulässigen Toleranzen. Die Ursache wird noch untersucht.
Quelle: Störfallmeldung der NRC
970609dr.txt Event Nummer 32447

9.6.97 FOE kritisiert Lufttransporte abgebrannter Brennelemente

Die britische Umweltorganisation Friends of the Earth hat Überlegungen von British Nuclear Fuels kritisiert, die als mögliches Transportmittel für abgebrannte Brennelemente auch Lufttransporte einsetzen wollen. Erst kürzlich waren u.a. auch deutsche Bemühungen um eine Zulassung von Lufttransporten durch die Internationale Atomenergie-Agentur (IAEA) bekannt geworden.
Quelle: Meldung der Nachrichtenagentur Reuter vom 9.6.97, zitiert nach WISE Amsterdam über NUKENET

10.6.97 AKW Sequoyah: Vorladung der Aufsichtsbehörde

Der Betreiber Tennessee Valley Authority (TVA) ist wegen Verstößen gegen Sicherheitsvorschriften zu einer öffentlichen Anhörung durch die Aufsichtsbehörde vorgeladen. Während eines Vorfalls im März hatte die Mannschaft den Überblick im Kontrollraum verloren, die Stabilisierung des Reaktors war fehlgeschlagen und die Aufzeichnung des Störfallverlaufes war fehlerhaft. Nach dieser Anhörung können Strafen verhängt werden.
Quelle: Presseerklärung der NRC
2-97-45.txt

10.6.97 AKW Clinton: $450.000 Strafe

Die Illinois Power Company ist zu $450.000 Strafe wegen Verstößen verurteilt worden. Bei einem Leck in der Isolation einer Hauptkühlmittelpumpe im September letzten Jahres hatten die Operrateure versucht, die Pumpe zu isolieren und den Betrieb des AKW weiter aufrecht zu erhalten, anstatt den Reaktor abzufahren. Die Aufsichtsbehörde bezeichnet das Vorgehen der Betriebsmannschaft als "careless disregard" (etwa: sorglose Unbekümmertheit) und hat für dieses Vorgehen $200.000 verhängt. Die anderen Verstöße betreffen

Quelle: Presseerklärung der NRC
3-97-55.txt, siehe auch Brief und Notiz (enforcement letter, Notice of Violation) der Aufsichtsbehörde

11.6.97 AKW Millstone: $55.000 Strafe wg. Verstößen

Wegen sieben Verstößen gegen Safeguards-Vorschriften zur Kontrolle sicherheitsrelevanter Raumbereiche und Einrichtungen sowie wegen 37 Vorkommnissen, bei denen im Kontrollbereich Schlüssel in unbewachten Fahrzeugen gefunden wurden, wird gegen Northeast Utilitites (NU) eine Strafe von $55.000 verhängt. NU hat jetzt 30 Tage Zeit, die Strafe zu bezahlen oder gegen die Entscheidung gerichtlich vorzugehen.
Außerdem wird die Firma beschuldigt, eine Person nicht durchsucht zu haben, bei der ein tragbarer Detektor Alarm ausgelöst hatte. Wegen dieses Vorfalls wird aber keine Strafe verhängt.
Quelle: Presseerklärung der NRC
1-97-65.txt

11.6.97 AKW Big Rock Point: Entscheidung über Schließung gefällt

Der Betreiber Consumers Energy hat entschieden, das seit September 1962 betriebene, älteste AKW der USA zum 30.August endgültig zu schließen, weil die erforderlichen Nachrüstungen des 67-MWel-Reaktors nicht wirtschaftlich sei. Die Genehmigung ist noch bis zum Jahr 2000 gültig. Die Abrißkosten werden vom Betreiber auf 170 Millionen US-$ geschätzt.
Quelle: Preliminary Notice der NRC
39755pn.txt

11.6.97 Technetium-Abfall löst Alarm bei Müllverbrennungsanlage aus

Bei einer Müllverbrennungsanlage in Torrington (Connecticut) löste ein Lastwagen mit Abfall der Firma Augatuck Valley Radiation Associates den Alarm aus. Der Abfall enthielt Material mit Tc-99m.
Quelle: Störfallmeldung der NRC
970611dr.txt Event Nummer 32453

11.6.97 AKW Robinson: Drei Kanäle einer Leistungsüberwachung des Reaktors gleichzeitig ausgefallen

Gleich alle drei Kanäle zur Voreinstellung der Overpower Differential Temperature (OPdT) des Reaktors waren seit der letzten Justierung falsch eingestellt, weil die Einstellprozedur fehlerhaft war.
Quelle: Störfallmeldung der NRC
970611dr.txt Event Nummer 32454

11.6.97 AKW Seabrook: Containment-Isolation wegen fehlerhaftem Ventil gefährdet

Ein fehlerhaftes Ventil in der Containment-Durchführung des Containment-Sprühsystems hätte im Bedarfsfall zu einem Verlust der Containment-Isolation geführt. Das Ventil war in Offen-Stellung stehengeblieben, ein zweites Ventil in dieser Leitung ist ebenfalls verdächtig, in offener Stellung zu bleiben. In einem solchen Fall kann Kühlmittel aus dem Containment entweichen und eine Kühlung des Reaktors im Bedarfsfall unmöglich machen, weil das erforderliche Kühlwasser aus dem Containment entweicht.
Quelle: Störfallmeldung der NRC
970611dr.txt Event Nummer 32455

11.6.97 Schweden: Parlament beschließt Stillegung des ersten Reaktors

Das schwedische Parlament hat mit großer Mehrheit beschlossen, den ersten seiner zwölf Reaktoren im Juli nächsten Jahres stillzulegen. In einer Volksabstimmung war der Ausstieg seit Anfang der Achtziger Jahre beschlossen worden, der Zeitplan für die Abschaltung der Reaktoren war von interessierten Kreisen aber immer wieder hinausgeschoben worden.
Quelle: Verschiedene Nachrichtenagenturen

12.6.97 Amersham(USA): Genehmigung für die Herstellung von Transportbehältern suspendiert

Amersham-USA darf keine Transportbehälter für radioaktive Stoffe mehr herstellen und vertreiben und muß alle seine Kunden von dieser Entscheidung der Aufsichtsbehörde binnen einer bestimmten Frist unterrichten. Bei einer Inspektion der Aufsichtsbehörde vom 4. bis 6. Juni bei der Firma in Burlington (Massachusetts) war festgestellt worden, daß es der führende Hersteller radioaktiver Quellen mit den Vorschriften zur Auslegung und Prüfung der Transportbehälter nicht ausreichend genau nimmt. So war das Equipment für den Falltest, die nicht nachgebende Aufprallfläche und der unnachgiebige Dorn, nicht den Vorschriften entsprechend und die Aufzeichnungen der Tests und deren Qualitätssicherung nicht ausreichend genau und vollständig.
Quelle: Presseerklärung der NRC
97-091.txt

12.6.97 AKW Diablo Canyon: Grüne Seeschildkröte im Kühlwassereinlaß

Im Kühlwassereinlaß des AKW wurde zum dritten Mal ein männliches Exemplar der Chelonia mydas entdeckt, die sich dort ausruhte. Diese Art gilt als "gefährdet", über ihr Auftreten muß binnen 24 Stunden der zuständigen Aufsichtsbehörde berichtet werden.
Quelle: Störfallmeldung der NRC
970613dr.txt Event Nummer 32471

12.6.97 AKW Zion: Beschäftigter entzieht sich Drogen- bzw. Alkoholtest

Wegen eines Verdachtes sollte bei einem Vertragsmitarbeiter ein Drogen- bzw. Alkoholtest unterzogen werden und hat sich vorher unerlaubt vom Arbeitsplatz entfernt. Die Sache wird weiter untersucht.
Quelle: Störfallmeldung der NRC
970613dr.txt Event Nummer 32475
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Letzte Aktualisierung dieser Seite: 14.06.97; ©G.Schmidt, Heppenheim 1997

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